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14. Juli 2010

Promenadenkonzert
Innsbruck

15.07.2010  KONZERTKRITIK - Tag 8 (Innsbruck Promenadenkonzerte)
Wuchtig und majestätisch war der Beginn mit Richard Strauss‘ Festmarsch, welcher schön ausgestaltet wurde. Das transparente Klangbild des Orchesters und die gute Dynamik beeindruckten sofort. Sehr flott und lebendig war dann auch „Mit Vergnügen“ von Eduard Strauß: Lobend zu erwähnen sind die tolle Nachschlagbegleitung und die Spritzigkeit im Vortrag durch den gesamten Klangkörper.

Es folgte der selten gespielte Walzer „Ohne Sorgen“ von Johann Strauß Vater mit schönem Melodiefluss und einer guten phrasischen Gestaltung. Sehr gut war auch das Tempo, tänzerisch, aber nicht zu flott. Wuchtigen Tutti-Stellen standen diffizile Melodien in den Holzregistern gegenüber, welche perfekt dargebracht wurden.

Mit „Frisch ins Feld“ von Johann Strauß folgte dann ein schwungvoller Marsch, der vom SBO sehr wienerisch-frech interpretiert wurde. Der beschwingte Charakter des Werkes wurde wunderbar getroffen.

 

Ganz ausgezeichnet war der Auftritt des erst 20-jährigen Klaus Leherbauer als Solist des Hornkonzerts von Franz Stauss. Mit klarem, hellen Ton und lupenreiner Ansprache bewältigte er das Großteils getragene Werk, das einen großen Tonumfang und zudem aufgrund seiner Länge viel Ansatz erfordert. Das Orchester begleitete den Solisten sehr feinfühlig und legte ihm einen schönen „Klangteppich“ als Unterbau.

Mit 48 Minuten Länge und einer Vielzahl an verhältnismäßig rasch wechselnden und oft wenig eingängigen Themen forderte dann das Schlussstück, die „Alpensinfonie“ von Richard Strauss, nicht nur die Musiker sondern auch die Zuhörer. Das Werk schildert eine erlebnisreiche Bergwanderung samt Gipfelsieg und Gewitter, welche in diversen ruhigen, dramatischen, lyrischen und wuchtigen Teilen musikalisch verarbeitet wird. Dazu gab es eine Lichtbildvorführung, welche zwar nicht mit der Szenerie des Werkes harmonierte, aber wunderbare alpine Landschafts- und Tieraufnahmen zeigte. Mehrere Effekte, wie etwa eine aus dem Torbogen zum Rennweg heraus agierende kleine Bläsergruppe wurden ebenfalls geboten. Was das Orchester hierbei leistete, war beeindruckend, die zahlreichen sehr hohen Trompetenstellen etwa wurden wunderbar bewältigt. Ein besonderes Lob gilt aber dem tollen Hornregister, das fast durchwegs gefordert war und mit Höhe, Ansatz, Klang und Technik einen besonderen Maßstab setzte.

Thema: Die Promenadenkonzerte in Innsbruck.

Unverkennbar neue Töne im Innenhof der Hofburg lassen uns über die Grenzen der hohen Tiroler Musikkultur hinaussehen. Die einzigartigen und besonders auf hohem Niveau zu genießenden Promenadenkonzerte bieten heuer erweiterten Hörgenuss.

Was für eine bezaubernde italienische Nacht mit dem Orchestra di Fiati Mousike oder die amerikanische Nacht – ein Geschenk an die Musikseele. Auch die gewohnt gute Zusammenarbeit mit Oberösterreich hat heuer mit dem sehr sympathischen Blasorchester Ried und der Alpensinfonie unter der Leitung eines charismatischen Dirigenten wohl so manches Bergsteigerherz ganz tief berührt.

Dass auch Bundeswehrdirigenten neben der technisch perfekten Musik noch einen ganzen Abend ein Lächeln präsentieren, ist eher selten und die Polizeimusik München spielt sich ja ohnehin ins Herz. Postmusik und die Freiburger sind wohl alles Andere als eine Notlösung gewesen, welch ein Genuss, Blasmusikorchester einmal anders zu erleben!

Alois Schöpf versteht es mit „feiner Klinge“ unsere tiefen Traditionen (besonders fein von Mils und Kufstein vertreten) so ganz fein aus dem Hinterhalt mit „Wind(es)kraft“-Tönen zu vermischen, die man (leider) nicht oft hört. Sein Experiment, „einen modernen Weg“ einzuschlagen, ist auf jeden Fall zu begrüßen und sollte beibehalten werden.

Ich frage mich oft, angesichts der Tatsache, dass doch der eingehende Spendenbetrag sehr gering ist, ob man diese großartige, einzigartige Musikveranstaltungsreihe nicht finanziell so absichern sollte (einen lieben Gruß an die Landesregierung!), dass sie uns nie verloren geht. Die entspannte Atmosphäre in diesem Innenhof, ohne Schickimicki-Getue einer Festspielstadt wie z. B. im benachbarten Bundesland, ohne den Zirkus von Sehen-und-gesehen-werden-Müssen, wird uns hier sehr hohe Qualität geboten und das musikverwöhnte Tirol sollte Schöpf und seinem Team Rosen streuen. Ein Danke an diese hervorragende Arbeit. Vielleicht sollte man die Richtung beibehalten – dieses ein Drittel an neuen Tönen neben unseren tiefen Heimatgefühlen von Kaiserjägern und Co.

Sissi Mair 6065 Thaur

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